Festakt 100 Jahre Gnomon
Anlässlich des Erscheinens der ersten Ausgabe des Gnomon vor 100 Jahren hat die seit Anfang 2024 am Institut für Klassische und Romanische Philologie der Universität Bonn angesiedelte Schriftleitung (Prof. Dr. Gernot Müller [verantwortlich] und Dr. Adrian Weiß) am 10. April 2025 zu einem Festakt mit anschließendem Empfang in den Fest- und Senatssaal des Hauptgebäudes der Bonner Universität geladen. Trotz vielerorts schon laufenden Semesterbetriebes fanden sich knapp 70 aktive Professor*innen aller altertumswissenschaftlichen Disziplinen und benachbarter Fächer sowie einige Ehrengäste in Bonn ein, um dieses Jubiläum zu begehen.


Moderiert von den studentischen Redaktionsmitgliedern Charlotte Schreivogel und Julia Odak, wurde den Anwesenden ein abwechslungsreiches Programm geboten. Prof. Dr. Marion Gymnich (Prodekanin für Forschung und Lehre der philosophischen Fakultät) fokussierte in ihrem Grußwort ebenso wie Prof. Dr. Gernot Michael Müller in seiner Einführung aus ganz unterschiedlicher Perspektive auf Wesen und heutigen Stellenwert der Textgattung Rezension, der zuständige Lektor für Altertumswissenschaften des Verlages C.H.Beck, Dr. Martin Hallmannsecker, hob die enge Verbindung seines Hauses mit der Zeitschrift hervor. Die Festvorträge lenkten daraufhin den Blick einmal in die ferne und dann in die nicht ganz so ferne Vergangenheit der Disziplin:

Prof. Dr. Martin Hose, Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Ludwig-Maximilians- Universität München und lange Zeit selbst verantwortlicher Schriftleiter des Gnomon, verfolgte die Anfänge der Literaturkritik im antiken Griechenland und beleuchtete die ihr zugrundeliegenden Geisteshaltungen und Herangehensweisen an Literatur. Dabei legte er zum einen dar, weshalb sich dieses Phänomen gerade in der griechischen Literatur so stark ausgeprägt finde


Prof. Dr. Markus Hafner, gerade neu ernannter Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Universität Zürich und während seiner Studienzeit Hilfskraft am Gnomon, stellte seine auf intensiver Archivrecherche beruhende neue Monographie zur Geschichte der Zeitschrift während der Zeit des Nationalsozialismus vor (Die Deutsche Altertumswissenschaft in der NS-Zeit. Der Gnomon von seiner Gründung 1925 bis 1949, München: C.H.Beck, 2025) und legte eindrucksvoll die verschiedenen, von Opposition über puren Pragmatismus bis hin zu eifernder Linientreue reichenden Interessen und Positionen führender Fachvertreter in der heiklen Umbruchszeit um das Jahr 1933 dar. Mit Blick auf die Gegenwart rief er allen Anwesenden damit mahnend ins Gedächtnis, dass die Altertumswissenschaften trotz mittlerweile geringerer Bedeutung im Wissenschaftssystem auch heute noch als Seismograph zivilgesellschaftlicher Stimmung fungieren und sich ihres kritischen Potentials bewusst bleiben müssen.
Stimmungsvoll begleitet wurde dieser offizielle Teil mit mehreren Jazz-Stücken, vorgetragen von Gösta Busch (Klavier), Oliver Pospiech (Posaune), Sebastian Bartels (Schlagzeug) und Wolfgang Engelbertz (Bass). Im Anschluss an den Festakt lud die Schriftleitung zu einem Empfang in den benachbarten Senatssaal, um auf die Zukunft des Gnomon anzustoßen.
